Spektakuläre Einblicke in die heimische Tierwelt: Der Gänsesäger- und Turmfalken-Livestream aus dem Glockenturm von Schwaz ist zurück. Auf dieser Seite könnt ihr live mitverfolgen, was im Glockenturm hoch über Schwaz vor sich geht. Das Team rund um Reinhard Hölzl berichtet von den neuesten Entwicklungen und hält euch hier auf dem Laufenden.
Am 9. Mai um 14:20 Uhr hat die Gänsesägermama mit ihren fünf Küken den Turm mit einem Sprung aus fünfzig Meter Höhe verlassen. Die Küken haben den Boden unbeschadet erreicht und wir konnten die Familie wohlbehalten bis zum Inn begleiten. Dort konnten wir auch unseren Pflegling, den wir eine Woche vorher aus Kufstein bekommen hatten, mit der Schwazer Familie zusammenführen. Jetzt ist die Mama mit den sechs Küken am Inn unterwegs in ein neues Leben.
Vielen Dank allen Helfern für ihren Eisatz und allen Zusehern für das rege Interesse!!! Weltweit waren ca. 25.000 Internetnutzer live dabei als der Sprung vom Turm passiert ist.
Ein Stockwerk über dem Gänsesägernest haben wir letztes Jahr vier Nistkästen für Turmdohlen montiert. Eine fünfte Nistmöglichkeit konnten wir auf der gegenüber liegenden Seite des Gänsesäger-Nistplatzes schaffen. Hier gibt es den gleichen kleinen Dachraum wie ihn die Gänsesäger benutzen, der Raum war jedoch verschlossen. Wir schufen ein passendes Einflugloch für Dohlen. Alle fünf neuen Nistmöglichkeiten sind zur Zeit von Turmdohlen besetzt und ihre Jungen sind kurz vor dem Ausflug.
Kaum hatten die Gänsesäger ihren Nistplatz verlassen, sind die "Nachmieter" eingezogen, ein Turmfalkenpärchen. Die beiden hatten schon tagelang gelauert und haben jetzt fünf Eier in den Brutraum gelegt. Das Brüten übernimmt vorwiegend das Weibchen, das Männchen versort es in dieser Zeit mit Nahrung. Dieser Vorgang ist zur Zeit gut zu beobachten. Immer wieder sieht man erbeutete Mäuse im Bereich des Einflugs liegen.
Die Küken der Turmfalken schlüpfen nach etwa 28 Tagen als kleine, weiße Knäuel. In den ersten Tagen wärmt das Weibchen die Jungvögel, das Männchen kümmert sich um die Nahrung. Haben die Jungen ihre zweite Lebenswoche vollendet, stellt das Weibchen zunehmend das Wärmen ein. Beide Elternvögel versorgen dann die Jungvögel mit Nahrung. In diesem Alter machen sie die ersten Stehversuche. Am Ende der dritten Lebenswoche haben sie das Gewicht eines ausgewachsenen Turmfalken erreicht. Der Wechsel vom Daunenkleid ins Jugendgefieder ist mit der vierten Lebenswoche abgeschlossen.
Jetzt absolvieren die Jungfalken ein intensives Flügeltraining, um sich auf ihren ersten Flug vorzubereiten.
Bereits seit 2019 nistet Jahr für Jahr ein Gänsesäger-Weibchen in der Altstadt von Schwaz. Die ersten vier Jahre wusste niemand den Standort des Nestes. Irgendwann im Mai jedes Jahres tauchte dann die Gänsesäger-Mama mit ihren Küken mitten in Schwaz auf und versuchte zu Fuß zum Inn zu gelangen. Drei Mal wurden die Küken von ihrer Mutter getrennt und in den Alpenzoo gebracht. Einmal gelang es Hanna Steinlechner, einer Mitarbeiterin des Alpenzoos, gemeinsam mit der Feuerwehr Schwaz das Gänsesäger-Weibchen am Inn zu finden und wieder mit den Küken zusammen zu bringen. 2023 konnten wir das Nest im Neuen Glockenturm der Pfarrkirche Maria Himmelfahrt entdecken! Es lag in einem winzigen Dachraum, von außen durch eine kleine Öffnung in 50 Meter Höhe erreichbar. Wir konnten eine Kamera platzieren und so das Nest ohne zu stören beobachten. 21 Tage stiegen wir täglich die 191 Stufen hinauf zum Nistplatz. Am 13. Mai war es dann soweit: Acht gesunde Küken schlüpften und am nächsten Tag wagten sie den Sprung in die Tiefe. Wir begleiteten sie sicher bis zum Inn.
2024 installierten wir zwei Webcams und so konnte man weltweit mitverfolgen, wie das Gänsesäger-Weibchen im März ihr Nest bezog. Am 10. Mai war es dann wieder soweit: Die Mutter sprang mit ihren fünf Küken mutig aus dem Turm. Begleitet von zahlreichen Helfer:innen erreichte die kleine Familie sicher den Inn – ein Moment, der in einem beeindruckenden Video festgehalten wurde. Damals hatte sich auch ein Pärchen Turmdohlen ausgerechnet den selben Platz im Turm für den Bau ihres Nestes wie das Gänsesäger-Weibchen ausgesucht. Dadurch kam es zu ständigen Auseinandersetzungen. Um in Zukunft Konflikte zu vermeiden, wurden für die Dohlen am Turm fünf Nistkästen installiert.
Wir freuen uns, allen Interessierten zusätzliche Einblicke zu ermöglichen und werden aktuelle Ereignisse fachlich kommentieren. Zusätzlich bieten wir die Möglichkeit für 12 Stunden in die Vergangenheit zu schauen. Dazu am linken Rand der Livebilder auf den Pfeil klicken und "Storage" auswählen. Dann das Datum (wenn die 12 Stunden über zwei Tage reichen, werden beide angezeigt) und danach die Stunde und Viertelstunde anklicken. Durch einen Klick auf das Play-Symbol in der Mitte des Bildes wird der Film gestartet.
Am Brutplatz wurde auch eine Anzeige für Temperatur und Luftfeuchtigkeit installiert. So kann man die ständig wechselnden und teilweise extremen Bedingungen am Nest gut mitverfolgen.
Unser besonderer Dank gilt Dekan Martin Müller, dem Hausherrn des Glockenturms, der unser Team so großartig unterstützt!
Der Gänsesäger (Mergus merganser) ist der größte Vertreter der Säger innerhalb der Entenvögel. In Tirol gibt es etwa 25 bis 30 Brutpaare, vor allem im Inntal und in den Nördlichen Kalkalpen. Mit 58–68 cm Körperlänge und einer Flügelspannweite von bis zu 94 cm ist er deutlich größer als eine Stockente. Während das Männchen im Brutkleid schwarz-weiß schimmert, hat das Weibchen einen rotbraunen Kopf und einen gräulichen Körper. Beide besitzen einen markanten Hakenschnabel, der mit Sägezähnen ausgestattet ist (daher der Name Gänsesäger). Die Vögel ernähren sich vor allem von Fischen, die sie tauchend jagen und mit diesen Zähnen gut festhalten können.
Besonders spektakulär: Gänsesäger brüten in großen Baumhöhlen oder Felsnischen, meistens am Rand von Gewässern. Oder, wie in Schwaz, in einem einzigartigen Nest in 50 Meter Höhe im 65 Meter hohen Glockenturm. Weltweit ist kein vergleichbarer Nistplatz bekannt!
Die Weibchen legen 7 bis 14 Eier und bebrüten diese ca. 33 Tage lang. Die Küken verlassen das Nest bereits einen Tag nach dem Schlüpfen mit einem gewagten Sprung.
Wie lange noch?
Diese Frage wird uns oft gestellt! Gemeint ist damit, wie oft wird das Gänsesäger-Weibchen diesen Brutplatz in den kommenden Jahren noch nutzen. Hier der Versuch einer Erklärung:
Gänsesäger werden erst im zweiten Lebensjahr geschlechtsreif. Wahrscheinlich seit 2019 brütet dieses Weibchen in Schwaz. Somit nehmen wir an, daß sie ca. 9 Jahre alt ist. Gänsesäger werden im Schnitt 10 Jahre alt, das älteste je gefundene Tier war 14. Es kann auch angenommen werden, dass Vögel in ihren letzten Lebensjahren keinen Nachwuchs mehr haben.
Wenn man den Schwazer Vogel genau betrachtet, kann man sehen, wie anstrengend die Fortpflanzung für ihn geworden ist. Das Weibchen sitzt oft mit leicht geöffnetem Schnabel im Nest und hechelt nach Luft, obwohl die Temperatur am Nistplatz niedrig ist. Dieses Verhalten konnten wir bis jetzt noch nie beobachten!
Somit kann es sein, daß dieses Jahr das letzte ist, in dem das Weibchen den Turm aufsucht. Ob eine ihrer Nachkommen diesen sehr außergewöhnlichen Brutplatz weiter nutzt, ist fraglich.
Turmfalken zählen nach dem Mäusebussard zu den häufigsten Greifvögeln in Mitteleuropa. Sie sind Kulturfolger, die gerne in Städten und Dörfern brüten. Als natürlicher Nistplatz dienen Felsnischen und -höhlen, im urbanen Raum werden diese oft durch Kirchtürme oder andere hohe Gebäude ersetzt. Manchmal brüten Turmfalken auch in alten Krähennestern. Sie legen drei bis sechs Eier und können mehrmals im Jahr brüten.
Männchen und Weibchen haben unterschiedliche Gefiederfärbungen. Beim Männchen sind die rostbraune Oberseite mit schwarzen Rautenmustern sowie der graue Kopf und der graue Schwanz mit einer schwarzen Endbinde charakteristisch. Weibchen sind eher unauffällig braun gefärbt und haben am braunroten Rücken dunkle Querbänder.
Turmfalken stehen oft im sogenannten Rüttelflug in der Luft, um ihre Beute zu erspähen. Häufig machen sie Jagd auf Kleinnager. Dabei nutzen sie auch ihre Fähigkeit ultraviolettes Licht wahrzunehmen, um ihre Beutetiere über deren Kot und Urin zu orten.